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Die Gruppe Nebelhorn

Im Sommer 1995 suchte eine Schülergruppe aus verschiedenen Volkshochschulen einen Raum, um unter Anleitung von Raúl Avellaneda eine „Werkstatt für kreatives Gestalten“ zu eröffnen.

Unter der Bedingung, die Bewohner des Hauses in die Aktivitäten einzubeziehen, bot das `Haus Kilian´ – eine Wohnstätte für Menschen mit Behinderung – einen leerstehenden Keller an, der für ein solches Vorhaben geradezu ideal war.

Schon nach kurzer Zeit stellte sich heraus, daß es sich dabei um mehr als eine lokale Lösung handelte: Hier fanden beide Gruppen – Menschen mit und ohne Behinderung – einen Ort, an dem außergewöhnliche zwischenmenschliche Erfahrungen über gemeinsames schöpferisches Arbeiten möglich wurden. In dem so entdeckten `freien Raum´ konnten in gegenseitigem Dialog Träume und Phantasien in künstlerisch überzeugende Methapern verwandelt werden – wirklicher individueller Ausdruck nahm mehr und mehr konkrete „Gestalt“ an.

Die Teilnehmer der Gruppe malten Bilder, bauten Objekte aus unterschiedlichsten Materialien und lernten auf diese Weise, sich gegenseitig anzuregen. In diesem Zusammenhang spielten die Partner mit Behinderung eine entscheidende Rolle: Mit ihren menschlich unkomplizierten und emotionsbetonten Reaktionen brachten sie alle anderen dazu, den bis dahin unbekannten Phänomenen anders oder neu zu begegnen. Von nun an wurde die konventionelle Wahrnehmung der Nichtbehinderten beträchtlich in Frage gestellt.

Es wurde klar, daß das „Behindertsein“ nur als eine andere Möglichkeit von „Sein“, von Denken und Fühlen zu erfahren ist.
Die Gruppe gab sich den Namen Nebelhorn – auch ein Indiz auf ihre individuelle innere und gesellschaftliche Situation.

Nach einem Jahr intensiver täglicher Arbeit wurden die besten Resultate in Form einer Ausstellung zum ersten mal der Öffentlichkeit vorgestellt.

Im November 1996 gründete sich ein Verein, um die Arbeit der Gruppe finanziell abzusichern.

Seit September 1997 fand Nebelhorn ein neues „Zuhause“ in der Einrichtung für Nichtsesshafte Menschen, Lühlerheim.
In der weiteren Arbeit mit einer derartig realitätsbezogenen gesellschaftlichen Randgruppe wurden die emotionale Sensibilität und das soziale Bewusstsein aller Teilnehmer erneut herausgefordert und um eine wesentliche Erfahrung bereichert: Durch das Zusammentreffen solch unterschiedlicher Schicksale auf einer ideellen gemeinsamen Ebene konnte die expressive und inhaltliche Intensität der Gestaltungen als Spiegelung humaner Erfahrung noch um ein Vielfaches gesteigert werden.